Interview mit Dr. Funky P. zum 30-jährigen Bandjubiläum

Dr. Funky P., was können wir von dem Jubiläums-Konzert von Annie Questions? – „3 Decades Of Throwin‘ Down The Funk“ – erwarten?

Hmmm . . . wie immer bei uns: das Unerwartbare! Ich würde gerne etwas Konkretes planen, aber ich kann im Vorfeld nicht wirklich sagen, was genau passieren wird, nachdem wir abgehoben sind. Natürlich gibt es eine Playlist, wir werden wohl zwei Sets spielen und nicht bis in die Puppen auf der Bühne stehen. Aber auch im Rahmenprogramm um den Auftritt der Questions? ist einiges geboten. In Zusammenarbeit mit dem Juze Wörth wollen wir die Energie, Dynamik und den Drive des Hauses aus „alten“ Zeiten wiederbeleben. Wir haben im Vorfeld Poetry Slam im Programm und im Anschluss an den Auftritt der Questions? werde ich meiner alten Leidenschaft, als DJ zu agieren, nachkommen und im Rahmen der Aftershow auflegen.

Was erwartest du vom Publikum?

Oh, es wird sicher sehr schön und stimmungsvoll zugehen. Immer wenn wir als Annie Questions? live spielen, ist es super. Wir haben stets ungemein viel Freude daran und große Lust darauf, gemeinsam auf die Bühne zu gehen und sind dabei überaus spontan, impulsiv und intuitiv. Ich denke daher, der Abend wird richtig wild werden, und es wird echt abgehen.

Was ist die Quintessenz eurer Musik?

Foto: Hans-Jürgen Janda

Viele spielen funky Songs, sind echt gut darin, tolle Musiker und Bands und überaus versiert. Wir lieben diese Musik. Die Questions? aber leben den Funk. Es ist ein Lebensstil, eine positive Haltung, eine offene, unvoreingenommene Einstellung zu den bedeutenden und berührenden Dingen des Lebens. Alles was wir als Annie Questions? machen ist funky. Man muss nicht so leben, aber immer wenn wir versuchten, irgendetwas „normal“ zu tun, war es nicht gut. Oder sagen wir besser: Es hat uns künstlerisch nicht befriedigt. Und dann sagen wir eben: „Fu(n)k ya‘!“ Für uns ist es so das Beste und wir geben daher auch stets unser Bestes. Wir spielten in den Anfangszeiten drei, vier Stunden, halbe Nächte lang, für die Leute, bis die sich die Seele aus dem Leib getanzt hatten. Mittlerweile sind unsere Sets kürzer. Wir haben gelernt, Dinge auf den Punkt zu bringen und arrangieren, insbesondere seitdem Christian zu uns gestoßen ist, schlüssiger und kommen direkter auf den Punkt, ohne dabei unsere kosmische Energie zu verlieren. So haben wir live mehr Möglichkeiten als früher, Marys Bühnenpräsenz in den Vordergrund zu rücken und können insgesamt eine viel größere Bandbreite an Einflüssen transportieren. Und wir möchten damit auch nicht aufhören, weil es uns selber einen Riesenspaß macht. Das macht uns das Leben leichter und einfacher. Es ist kein Job für uns. Wenn dir Freude macht, was du tust, wenn du mit Herz und Seele dabei bist, dann geht es eigentlich wie von selbst und die Dinge ergeben sich ganz organisch.

Ist der Spaß das Geheimnis des Funk?

Ja, in einer gewissen Weise schon. Es ist ungemein wichtig, die Freude zu erhalten. Manchmal gehen Musiker weg von der Band, wobei wir in der aktuellen Formation schon seit 2002 zusammen spielen. Es gab seitdem nur noch zwei Wechsel. Das war in 2012, als wir das Glück hatten, für unseren 2011 leider verstorbenen Keyboarder Armin Freiberg, Christian Schega für die Questions? zu gewinnen. Und 2017 hat uns unser langjähriger Percussionist Geraldes Blondes verlassen, um sich anderen musikalischen Zielen zu widmen. Achja, und seit dem letzten Jahr genieße ich, bzw. genießen wir, das Privileg, dass meinen Tochter Marlene uns unterstützt. Unser Motto ist, da zu sein, wenn es darum geht, Funk zu spielen. Neue Trends und Entwicklungen saugen die Questions? in sich auf wie ein trockener Schwamm eine Wasserlache. Dagegen haben wir uns nie gesperrten. Ganz im Gegenteil: Ebendas erweitert unser kreatives Bewusstsein ungemein und ist oft Quelle der Inspiration. Wenn du aufhörst zu analysieren, was du tust, nachdem du weißt, was du tust, fängt der Spaß erst richtig an und der Flow beginnt. Das Publikum übt aber auch durch seine Reaktionen großen Einfluss auf uns aus. Es ermöglicht uns zu grooven und ein gutes Gefühl zu haben. Es ist eine Interaktion, die so intuitiv weder von der Konserve noch bei YouTube erlebbar ist.

Foto: Hans-Jürgen Janda

Ist ein Questions?-Konzert dann stets auch „One Nation Under A Groove“?

All unsere Shows sind „One Nation Under A Groove“! Wir fühlen uns am Besten, wenn eine große Einheit mit dem Publikum entsteht.

Sind die Improvisationen dann der Ausdruck des individuellen Bewusstseins?

Ja, und meine Aufgabe dabei ist die eines Koordinators. Ich regle, wer wann dran ist. Der macht seine Sache heute gut, der macht seine Sache heute gut und du bist jetzt dran. So ist es also bei jedem Konzert anders. In 30 Jahren Annie Questions? haben wir noch niemals das gleiche Programm zweimal gespielt.

Du organisierst somit den Ablauf der Musik?

Ja, so kann ich in vielen Fällen die Richtung, also das Feeling der Musik, bestimmen und Einfluss auf die Dynamik nehmen.

Gibt es Einflüsse von afrikanischer Musik in euren Stücken?

Auf jeden Fall, alles basiert auf dem Groove aus Bass’n’Drums. Das ist das Herzstück unserer Musik. Wenn du dich ideell befreist, die Ketten und das Korsett ablegst, dann spielst du einfach nur noch und machst wirklich Musik. Der Geist unserer Musik ist zwar das, was allgemein hin als „schwarz“ identifiziert wird, textlich aber z.B. geht es um universelle Erfahrungen, Problem, Anliegen, Freuden und Leiden der Menschen. Wir beschäftigen uns in unseren Stücken mit vielen Themen, wobei auch die Lebensfreude nicht zu kurz kommt, aber wir greifen niemanden Spezielles an, sind eher Vertreter der „Silent Revolution“. Einer platten, polemischen Parole wie „Dump Trump“ setzten wir das subtile, feinsinnige „What’s Going On / Mercy Mercy Me“ eines Marvin Gaye entgegen. Wir sind da eher Leisetreter, keine Schreihälse. Wir zielen grundsätzlich auf niemanden mit der textlichen Pumpgun. Grade heutzutage muss man höllisch aufpassen, dass man nicht genauso wird wie die Populisten.

30 Jahre Annie Questions? –
Das große Jubiläumskonzert am 02.11.2019 ab 19:30 Uhr im Mehrgenerationenhaus, Ahornstraße 5, 76744 Wörth am Rhein.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Wir werde weiterhin leidenschaftlich und mit Hingabe Musik machen und unseren ungemeinen kreativen Output kanalisieren. Linus drängt auch schon eine ganze Weile darauf – neben unseren Videoclips, die Christian ja stets so stilgerecht in Szene setzt – endlich wieder ein neues Studioalbum aufzunehmen. Ein Projekt vielleicht, bei dem wir jede Menge Freunde, Besucher und Weggefährten miteinbinden. So in der Art „Annie Questions w/ Guests“, wie wir das in einigen unserer Liveprogrammen bereits getan haben und auch weiterhin liebend gerne tun. Ich denke, ihm schwebt so etwas wie ein amtliches „One Nation Under A Groove“ Album vor, analog zu den „Basement Tapes“ von „The Band“ Ende der 1960iger Jahre. Aber erst mal werden wir am 21.12.2019 in der wirklich tollen Location des Alten Regina Kinos in Germersheim wieder einmal eine weitere Seite unseres musikalischen Schaffens präsentieren: „A Quiet Storm“; unsere sinnliche Hommage an die beseelten Nächte des „Studio 54“ und der Underground-Disco-Ära.

Kartenvorverkauf:

„Die Welle“ | Marktstr. 90 | 76829 Landau
„Marys Schuhladen“ | Obere Hauptstr. 33 | 76863 Herxheim
„Molnar Schreibwaren“ | Marktstr. 6 | 76744 Wörth am Rhein